Zylinderkopfreparatur Frühjahr
2010
Leider verlor die Olive gegen Ende 2009 immer wieder
Kühlwasser, genauer gesagt stand das Kühlwasser immer unter hohem
Druck, zB wenn ich den Kühlerverschluss öffnete, spritzte das Wasser auch
im kalten Zustand ordentlich raus. Dazu kamen dann seltsame kaffeemehlartige
Ablagerungen im Kühler sowie ein weisser cremiger Belag am
Öleinfülldeckel und am Ölpeilstab.
TOLL.
Also half alles nichts, trotz der zwei ZKD Reparaturen musste ich wohl ein
weiteres Mal ran. Meine Vermutung war ein unentdeckter Riss im Kopf, denn die
ZK-Dichtung war ja neu (2008). Allerdings war der Zylinderkopf selber in einem
eher abgefuckten Zustand, dank der französichen Vorbesitzer die wohl nie
Korrosionsschutz eingefüllt hatten. Fast alle Kühlwasserbohrungen
waren leicht ausgefranst, und ausserdem waren in drei Kerzenlöchern
bereits Übermass-Einsätze (TimeSert). Um nun allen weiteren
Reparaturversuchen vorzubeugen, entschloss ich mich, einen guten gebrauchten
Zylinderkopf zu erstehen. Dies gelang auch -mit einigen Umwegen- über eine
Anzeige im vdh-Teilemarkt. Der Kopf kostete 220 Euro, war geplant, in gutem
Zustand, allerdings völlig nackt, dh. ohne Ventile, Nockenwelle oder
Anbauteile. Das stellte aber kein Problem dar, weil ich bereits über einen
zweiten Satz Anbauteile verfügte, für läppsche 50 Euro in der
Bucht geschossen.
Auf dieser Seite möchte ich daher eine bebilderte Anleitung geben:
Wie wechsele ich einen
Zylinderkopf beim W108 280SE?
Ein Freund stellte seine Doppelgarage zur Verfügung, somit musste ich
nicht in meiner dunklen und kalten Sammelgarage schrauben.
Zuerst mal Batterie abklemmen und das Kühlwasser ablassen:
Jaja, jetzt werden einige wieder wegen Umweltverschmutzung oder so meckern,
aber das war wegen der Nachfüllerei eh
fast klares Trinkwasser (naja, fast...).
Vom Sigi aus dem Pagodentreff.de
(hallo, Freunde!) hatte ich zwei schicke Kotflügelschutzdecken erhalten,
die gaben der
Reparatur natürlich einen professionellen Touch:
Nun gehts mit der Schrauberei los. Das Gasgestänge abmontieren:
Und .. husch.. war es weg:
Die Einspritzleitungen lösen, hier auf der Seiter der Einspritzpumpe:
Weitere einfach abzubauende Teile sind Zylinderkopfhaube (Ventildeckel, wem das
mehr sagt), das Hitzeschutzblech
zwischen Ansaugrohr und Auspuffkrümmer, den
Zündkabelsatz sowie der Klimakompressor.
Alle Teile wurden liebevoll (?) in der Ecke abgelegt:
Danach geht es dem Ansaugkrümmer ans Leder, äh ans Alu. Links sitzt
ein Unterdruckanschluss für Automatik und
ZV (wer hat, der hat..) und am Startventil noch eine Luftleitung
und ein elektrischer Anschluss:
Ebenso werden abgebaut der Luftfilter (ohne Bild, weil zu easy), und der
Thermostat.
Dazu die Schlauchschellen und die beiden 13er Muttern lösen:
Der Ansaugkrümmer ist mit 13er Kupfermuttern an den Stehbolzen
angeschraubt, die meisten davon halten auch gleichzeitig
den Auspuffkrümmer. Kommt man mit einer Ratsche,
Verlängerung und Winkelgelenk halbwegs geschmeidig ran.
Nach kurzer Schrauberei ist das Ding abgenommen:
Und weiter im Text. Die jeweils ganz äusseren Schrauben hab ich erstmal am
Auspuffkrümmer drangelassen, dann schlabbert er
nicht so, wenn man die Hosenrohre abschraubt. Was hier so geschmeidig
aussieht, endet zumindest bei der dritten Schraube
des hinteren Hosenrohrs mit einigen unfreundlichen Worten..! An
die käme man von unten am Besten ran, aber hier hatte ich
keine Hebebühne und so muss man mit einem 13er Ring- und
einem 13er Gabelschlüssel als Konter dann in verrenkter
Position auf die damische Schraube wirken. Schön dass ich das
Gewinde in 2008 mit Kupferpaste eingestrichen hatte,
so liessen sie sich zumindest recht einfach lösen:
Das Abziehen der Krümmer vom Motor geht dann aber nur, wenn der Auspuff
mit langem Hebel aus den Krümmern gehebelt
wird. Dazu muss ggf der Auspuffhalter am Getriebe abgeschraubt
werden. Der ist aber bei mir -derzeit- eh nicht vorhanden,
also konnte ich mit einen Stemmeisen diese Verbindung trennen und
dann die Krümmer aus den Stehbolzen abziehen
(ohne Bild).
Im nächsten Schritt geht es dann schon mehr oder weniger darum, den Kopf
abzuschrauben. Dazu stecke ich eine
27er Mutter mit 5cm Verlängerung (ein Winkelgelenk tut es zur
Not auch, klappt aber immer immer um und macht einen
wahnsinning!) auf die Kurbelwellen-Riemenscheibe und drehe den
Motor auf Zünd-OT. Dann stehen sowohl an der
Riemenscheibe die 0° Markierung auf dem Zeiger als auch an der
Nockenwelle die kleine Schlagmarke ganz oben:
Anschliessend markiere ich die Stellung des Nockenwellenzahnrads mit einer
kleinen Schlagmarke (Körner) und setze an
der Stelle der Schlagmarke (wo ist fast egal) einen Kabelbinder in
die Steuerkette, damit ist die Stellung NoWe-Zahnrad
zur Steuerkette fixiert und hilft beim späteren Zusammenbau,
die Steuerzeiten wieder anständig einzustellen:
Danach sind zunächst die vier kleinen Schrauben vorne am Kopf zu
lösen, zwei sind aussen in der Nähe des Zündverteilers,
die beiden anderen findet man, wenn man das Nockenwellenrad und
die Steuerkettenschiene entfernt hat und in den
Kettenschacht hineinlinst. Damit die Inbus-Schrauben beim
Lösen und anschliessenden Herausziehen nicht in die Ölwanne
plumpsen (das wäre ne nette Bescherung...), lege ich
über den Schraubenkopf etwas Papier, zB Zewa, und presse dann
den Innensechkantschlüssel kräftig hinein. Auf diese
Weise kann man die Schrauben sicher nach oben hin rausziehen,
weil sie durch das Papier am Schlüssel festklemmen, Trick
17....
Nach dem Lösen der ZK-Schrauben und wenn ihr nicht vergessen
habt, die Kühlwasserschläuche rechts im Bild ebenfalls
abzuschliessen (Mercedes drückt sich da immer fein aus,
gell?), dann könnt ihr den Kopf zur Seite hin wegheben.
Die Steuerkette sollte dabei unter Spannung gehalten werden, damit
sie nicht am Kurbelwellenzahnrad übespringt und
sich somit die Steuerzeiten verändern.
Ok, nun ist der Kopf also abgebaut. Rund um den blöden 4. Zylinder waren
etliche Wassertropfen zu sehen! Ein Riss selber
war nicht direkt zu entdecken - könnte aber auch sein, dass
er nur im heissen Zustand auftritt.
Kasus (Be-)knacktus war wohl dieser Stegausbruch, denn hier lagen nur 3.5mm
zwischen Brennraum und Wasserkanal.
Da war es dann wohl reingetropft bzw Verbrennungsgase konnten das
Kühlwasser unter Druck setzen. Sieht so aus
als ob die Zylinderkopfdichtung da nicht mehr einen guten Sitz
findet:
Auf der folgenden
Seite gehts weiter, Abbau der Ventile, Nockenwelle etc.